Chris Simmance

Geboren in Salisbury, England, in der Nähe von Stonehenge, wuchs Chris in der Gärtnerei seines Vaters auf, bevor er mit 8 Jahren ins Internat kam. Mit 18 ging er auf die Universität im nordenglischen Durham, wo er sechs Jahre studierte und anschließend in der Verwaltung arbeitete. Als er nach einiger Zeit bemerkte, dass ihn die abgesicherte, akademische Laufbahn immer unzufriedener werden ließ, gab Chris seinen gutbezahlten Job auf um mit Rucksack und Zelt durch Europa zu reisen. Den Abschluss dieser ersten großen Entdeckungstour bildete ein dreimonatiger Aufenthalt im Kibbutz Galon in Israel.

Zurück in England im November 1975 nahm Chris eine Stelle in der Verwaltung des York Theatre Royal an. Durch den Blick auf die Bühne, hinter den Kulissen heraus, entstand bald der Wunsch selbst ein künstlerisches Leben zu führen. Es war klar, dass es mit Singen zu tun haben sollte.

So kündigte Chris, wieder einmal, im Sommer 1977 seine sichere Arbeitsstelle und versuchte sein Glück als Straßensänger. Er lieh sich ein Akkordeon, lernte es zu spielen und sang zu seiner großen Freude in den Fußgängerzonen von York. Das erste eigene Lied hieß „People of the Street“.

Alle Künstler und diejenigen, die es werden wollen gehen nach London. Dort lebte Chris in einer Wohngemeinschaft und verbrachte den Winter damit, neue Lieder zu lernen, Folksänger zu hören und Ideen zu sammeln, die er anschließend in düsteren Straßenunterführungen ausprobierte. Dann kam John, ein arbeitsloser Schauspieler, der Chris überzeugte, mit ihm eine Straßenmusiktour durch Frankreich zu unternehmen. Die beiden kauften ein altes Auto und verließen England mit 27 Pfund in der Tasche. Die abenteuerliche Reise nahm ihren Anfang in Paris und führte durch St. Tropez, Nizza und Florenz über die Alpen nach Süddeutschland. Im Sommer `78 erreichten sie Tübingen, wo Chris seine erste Frau kennenlernte und eine Stadt fand, in der er es liebte zu singen und wo die Menschen ihn hören wollten.

Nach der Hochzeit mit Brigitte im Mai 1979 kehrte Chris mit seiner frisch Vermählten nach England zurück und versuchte sich zum dritten Mal als ordentlicher Bürger in einem geordneten Leben. Er machte eine Ausbildung als Lehrer, doch als er eines Tages ein Kanalboot beobachtete, das friedlich durch die Landschaft seines Heimatlandes glitt, fand der Plan, ein Lehrer zu sein, zu einem raschen Ende. Chris wurde Straßenmusiker und lebte auf einem Kanalboot. Alleine oder zusammen mit Brigitte, die Flöte spielte und zweite Stimme sang, trat er in allen Städten entlang der Themse und entlang der Kanäle von Südengland auf. Das Paar nahm in Windsor einige Lieder auf und brachte die erste Single heraus, um diese auf der Straße zu verkaufen. Nach einem Überraschungserfolg in Tübingen im Winter 1981 gingen sie erneut in die Bray Studios und nahmen die zweite Single auf, die als „First four Songs“ als Doppel-Single-Paket verkauft wurde. Chris und Brigitte verbrachten einige Zeit in Frankreich und Italien, verkauften das Boot, kauften ein Auto und überlegten, wo sie sich niederlassen sollten, bis Brigitte schwanger wurde und das Paar nach Deutschland in den Schwarzwald zog – nahe Brigittes Familie.

Chris fuhr an den meisten Werktagen nach Tübingen, Stuttgart, Herrenberg oder in andere Städte im Umkreis von 80 Kilometern, um dort zu singen und das Familieneinkommen zu verdienen. Das sesshafte Leben eröffnete ihm die Möglichkeit, viel Zeit mit Liederschreiben, Komponieren und Aufnahmen zu verbringen. Die erste LP „Songs of Simmance“ 1984 stellte sich als Straßenverkaufs-Hit heraus und die nächsten LPs „Seven Stars“ und „Streetsinger“ folgten schnell. 1990 erschien mit „Malikalo“ die vierte und letzte Aufnahme mit Brigitte und Andreas, Chris bestem Freund, der Querflöte spielte.

Von Beginn der 90er Jahre an begann Chris mehr und mehr auf Töpfer- und Kunsthandwerkermärkten im gesamten süddeutschen Raum aufzutreten. Zusätzlich dazu gab er vermehrt Konzerte und wurde oft privat engagiert. Dadurch reduzierte sich die Staßensängerei immer mehr, bis schließlich nur der jährliche Weihnachtsmarkt in Tübingen übrig blieb.

 

Eine Änderung seiner privaten Umständen brachte Chris näher an diese Stadt, in der er mit seinen neuen musikalischen und Lebenspartnerin wohnte. Die CDs „Kissed by the Sun“, „Fire in my Heart“, „People and Places“ sowie vier weitere Alben wurden in dieser konzentrierten und kreativen Phase geschrieben und aufgenommen.

Schon immer hatte sich Chris mit beschränktem Raum und wenig Hab und Gut wohl gefühlt – wie in den 2 ½ Jahren in England auf seinem Kanalboot. Er hatte immer wieder auch ein Wohnmobil besessen um damit auf Märkte zu fahren, und so war es für ihn kein seltsamer Schritt als er 2004, nun wieder Single, seine Instrumente und sein Aufnahme-Equipment in ein 6 Meter langes Reisemobil packte, um für´s Erste darin zu leben. Was als Übergangslösung begonnen hatte, entpuppte sich schnell als die Erfüllung eines lang gehegten Traumes, und so fand Chris auf den Wohnmobilstellplätzen Süddeutschlands seine Häfen. Die drei Soloalben „Nomad“, „Fame & Fortune“ und „Moving Roots“ entstanden alle in seinem, mit der Zeit immer größer werdenden, fahrenden Zuhause, zwischen Rottenburg, dem Genfer See und entlang der „Route Napoleon“ auf dem Weg nach Südfrankreich.

 

Es dauerte sechs Jahre bis Chris jemanden kennenlernte, der sein Wanderleben mit ihm teilen wollte. 2010 zog die junge Musikerin Julia samt ihrer Geige zu ihm ins Wohnmobil und die beiden begannen unter dem Namen „Travelling People“ zunächst in Süddeutschland aber dann auch vermehrt in der Provence aufzutreten. Bis 2013 erscheinen drei gemeinsame Alben: „Two Senses“, „Book of Words“ und „On a Summer´s Day“. Anfang 2013 wurde endgültig klar, dass sie ein sesshaftes Leben in Betracht ziehen mussten und sei es nur, um den Bedürfnissen ihrer nun dreijährigen Tochter gerecht werden zu können. Wie das Schicksal es so wollte, fanden sie an den Südhängen des Luberon, Provence, in dem kleinen Dorf Puget-sur-Durance ein Zuhause – dort, woher im 12. Jahrhundert angeblich ein berühmter Troubadour namens Bertrand stammte.

Nun entwickelt sich für Julia und Chris dort eine neue Art des Zusammenlebens und des Alltags, während die Bande zu Deutschland musikalisch und familiär weiterhin bestehen. Man kann mit Sicherheit sagen, dass beide sich in mehr als einem Sinne „heimisch“ fühlen und ihrem weiteren Abenteuer, auf den Spuren der Troubadoure, mit Freude entgegensehen.